Strahlungsmessung auch während kommender
Artemis-Mondmission
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
18. Juni 2025
Weltraumstrahlung stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko
bei astronautischen Langzeitmissionen dar. Um Schutzmaßnahmen entwickeln zu
können, sind umfassende und homogene Messdaten zur Strahlungssituation außerhalb
des erdnahen Orbits nötig. Solche Messungen soll es nun auch auf der Mission
Artemis II geben, wie DLR und NASA jetzt vereinbarten.

Im November und Dezember 2022 flog das
Raumschiff Orion in der unbemannten
Artemis-I-Mission um den Mond und wieder zur Erde
zurück. Bild: NASA
/ DLR (Bildmontage) [Großansicht] |
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die US-amerikanische
Raumfahrtbehörde NASA haben am 16. Juni 2025 auf der Paris Air Show in Le
Bourget ein Abkommen unterzeichnet, um die bereits langjährige erfolgreiche
Kooperation in der weltraummedizinischen Forschung fortzusetzen. Zentral auf
diesem Forschungsfeld ist die Weltraumstrahlung. Sie birgt erhebliche
Gesundheitsrisiken für Menschen im All, vor allem auf längeren Missionen. So
kann sie während der Zeit im Weltraum das strahleninduzierte Krebsrisiko erhöhen
und zur akuten Strahlenkrankheit führen. Darum sind Schutzmaßnahmen
erforderlich, um Astronautinnen und Astronauten auf perspektivisch immer länger
werdenden Weltraummissionen effektiv zu schützen. Nachdem der Strahlungsdetektor
M-42 des DLR bereits mehrfach wertvolle Messdaten aus dem Weltraum lieferte,
setzen die Partner nun ihre Zusammenarbeit mit dem Nachfolger M-42 extended
(M-42 EXT) fort.
"Um in der Lage zu sein, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen gegen die Belastung
des menschlichen Körpers durch Weltraumstrahlung zu entwickeln, sind umfassende
und zusammenhängende Strahlungsmessdaten im freien Weltraum notwendig", sagte
Dr. Anke Pagels-Kerp, Bereichsvorständin Raumfahrt des DLR. "Ende 2022 waren bei
Artemis I 12.000 passive und 16 aktive Detektoren in den 'Messpuppen'
Helga und Zohar verbaut, die mit an Bord des Orion-Raumschiffs im Rahmen des vom
DLR geleiteten Projekts MARE flogen. Diese lieferten einen wertvollen Datensatz
– den ersten kontinuierlichen jenseits des erdnahen Orbits. Jetzt freuen wir
uns, gemeinsam mit der NASA den nächsten Schritt zu gehen und unsere
verbesserten Strahlenmessgeräte mit auf die Reise von Artemis II um den
Mond zu schicken."
Geplant ist der Start von Artemis II derzeit für spätestens April
2026. Es soll der erste Orion-Flug mit astronautischer Besatzung werden. Vier
der neuen DLR-Strahlungsmessgeräte M-42 EXT sind dann bei der voraussichtlich
zehntägigen Mondumrundung an Bord. Die amtierende NASA-Administratorin Janet
Petro betonte: "Im Einklang mit den historischen Abkommen, die wir im Rahmen von
Artemis mit internationalen Partnern getroffen haben, freue ich mich,
heute eine neue gemeinsame Vereinbarung zwischen der NASA und dem DLR zu
unterzeichnen, um die Strahlungsforschung an Bord von Artemis II zu
ermöglichen. Das DLR ist ein wertvoller Partner und hat bereits bei Artemis
I erfolgreich mit der NASA zusammengearbeitet und an Bord des
Orion-Raumschiffs Technologien auf der Mondumrundung getestet, die für unser
Verständnis der Weltraumstrahlung auf den Menschen entscheidend sind. Als Teil
von Artemis II stellt das DLR auch einen CubeSat zur Verfügung. Nach
einem produktiven Treffen zwischen Präsident Trump und Bundeskanzler Merz Anfang
des Monats freue ich mich darauf, unsere großartige Partnerschaft mit
Deutschland weiter auszubauen."
Der M-42 EXT ist eine Weiterentwicklung des M-42-Messgeräts, das bei der
Artemis-I-Mission zur Anwendung kam. Er zeichnet sich dadurch aus, dass seine
Energieauflösung gegenüber den auf Artemis I mitgereisten Einheiten nochmal um
den Faktor sechs erhöht wurde. Weitere Anpassungen und Änderungen betrafen in
der Elektronik etwa die Verwendung leistungsfähigerer Batterien.
Mit der NASA-Mission Artemis I flogen im November und Dezember 2022
zwei speziell konstruierte Messkörper – Helga und Zohar – zum Mond, um die
Strahlenbelastung während des gesamten Raumflugs zu erfassen. Die "Luna-Twins"
waren dem weiblichen Körper nachempfunden und mit den passiven und aktiven
Strahlendetektoren des DLR bestückt. Das Team der NASA stellte im Weiteren auch
18 ihrer Strahlungsdetektoren für MARE zur Verfügung. Während Helga ungeschützt
reiste, trug Zohar die neu entwickelte Schutzweste AstroRad, die besonders
empfindliche Organe abdeckt. Die M-42-Detektoren waren in den Mess-Phantomen an
den Stellen der strahlenempfindlichsten Organe (Lunge, Magen, Gebärmutter und
Knochenmark) sowie auf der Haut verbaut. Im Vergleich der Messdaten wurde
erstmals der Unterschied in der Strahlenbelastung mit und ohne Schutzweste unter
realen Bedingungen im tieferen Weltraum gemessen.
MARE war das bislang umfangreichste Strahlenexperiment außerhalb des erdnahen
Orbits mit homogenen Daten zur Belastung des weiblichen Körpers sowie der
Strahlung im Inneren des Raumschiffs. Die Erkenntnisse dienen dazu, die
Strahlenbelastung und Gesundheitsrisiken besser zu bewerten und Schutzmaßnahmen
gezielt zu entwickeln – für eine sichere astronautische Raumfahrt zum Mond und
darüber hinaus. MARE ist ein gemeinsames Projekt des DLR, der israelischen Firma
StemRad, der NASA, von Lockheed Martin und der israelischen Weltraumagentur ISA.
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